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Digitale Finanzdienstleistungen gemeinsam und für die Kunden gestalten

Pressemeldungen

30.06.2023

  • Vertrauen der Kunden und marktwirtschaftliche Grundsätze müssen erhalten bleiben
  • Sparda-Banken fordern faire Bedingungen beim Datenzugang
  • Paneuropäische Lösungen müssen auch die Belange kleiner und mittelgroßer Banken berücksichtigen

„Die vielen, heute vorgelegten Vorschläge der Kommission werden wir mit den Mitgliedern in den nächsten Wochen in Ruhe analysieren. Der digitale Euro, die Änderungen im Zahlungsverkehr und die Erweiterungen des Datenzugangs unter der Überschrift „Open Finance“ werden gerade für die auf das Privatkundengeschäft fokussierten Sparda-Banken zahlreiche Auswirkungen haben“, fasst Florian Rentsch, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Sparda-Banken, das heute von der Kommission veröffentlichte Regulierungspaket zusammen.

Nach den langen internen Diskussionen über den digitalen Euro sei es zu begrüßen, wenn dieser nun auf eine Legislativgrundlage gestellt und endlich auch umfassend auf politischer Ebene diskutiert werde. „Ein digitaler Euro hat – je nach Ausgestaltung – das Potential, die aktuellen marktwirtschaftlichen Strukturen massiv zu ändern. Dafür brauchen wir eine umfassende politische Diskussion, bei der der Mehrwert für alle Beteiligten herausgearbeitet wird. Dieser ist bisher nicht direkt erkennbar“, so Florian Rentsch. Der digitale Euro sei nicht mit Zentralbankgeld in der Geldbörse identisch, erst recht, weil im Vorschlag keine klaren Bestandsgrenzen pro Bürger erkennbar seien. „Das eine verschiebe ich mit ein paar Wischs auf dem Smartphone von einem Konto ins andere, bei Bargeld muss man zum Geldautomaten oder der Bank gehen und hat teilweise Grenzen bei der Abhebung. Die Ereignisse in den USA kürzlich haben uns diesen „digitalen“ Effekt sehr deutlich gezeigt. Wenn wir aber die Finanzstabilität mit dem digitalen Euro nicht gewährleisten können, haben die Bürger nicht das notwendige Vertrauen“, unterstreicht Florian Rentsch. Zudem sollten die marktwirtschaftlichen Implikationen geprüft werden, wenn hier ein Player der öffentlichen Hand ein Zahlungsverkehrssystem etabliert, das viele Funktionen abbildet, das Geschäftsbanken und andere Zahlungsdienstleister auch ihren Kunden kommerziell anbieten.

„Wir sind aber offen gegenüber der weiteren Digitalisierung im Finanzsektor“, betont Florian Rentsch. Open Finance und der Zugang zu anderen Daten unserer Kunden biete auch für seine Mitglieder Chancen. Ein klarer und interessenausgleichender Rahmen für alle Beteiligten sei hierfür erforderlich. „Wir brauchen klare Entgelt- und Haftungsregeln. Zudem muss klar abgegrenzt werden, dass kein Zugriff auf interne Evaluierungen und Entscheidungsgrundlagen der Banken gewährt werden muss, da diese bankindividuell sind und damit keine allgemeingültige Aussagekraft haben“, erläutert Rentsch.

„Generell unterstützen wir auch die Bemühungen der Kommission, verstärkt paneuropäische Lösungen im Zahlungsverkehr und anderen Bereichen zu schaffen, um Abhängigkeiten von nicht-EU-Providern zu verringern. Hierzu tragen sicherlich auch die Vorschläge des reformierten Rechtsrahmens für den Zahlungsverkehr bei“, Rentsch warnt aber davor, dass dies nicht zulasten der kleinen und mittleren Banken gehen dürfe. „Dominante Marktpositionen von nicht-EU Marktteilnehmern sollten nicht durch Regelwerke aufgelöst werden, die nur noch große europäische Banken erfüllen können. Dieser auch in anderen Bereichen erkennbare Trend ist nicht im Interesse unserer Kunden und Mitglieder, die auch regional Partner für Bank- und Finanzdienstleistungen suchen.“

Der Verband der Sparda-Banken wird die vorgestellten Vorschläge in den nächsten Monaten sogfältig prüfen. Mit Blick auf die in einem Jahr anstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament warnt er vor übereilten Entscheidungen und Beschlüssen. „Sorgfalt muss auch hier vor Eile gehen“, so Rentsch abschließend.

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